Der Patriot - Die Biografie des Alexej Nawalny, Putins Staatsfeind Nr. 1: Er war ein radikaler Demokrat, der sich vom Putin-Regime bis zuletzt nicht zum Schweigen bringen ließ. Posthum ist nun Alexej Nawalnys Autobiografie "Patriot" erschienen. Eine Art Vermächtnis des wichtigen russischen Oppositionellen, der für seine politische Überzeugung Familienglück und Leben opferte. Mit dem Schreiben seiner Memoiren hatte der Kreml-Kritiker nach jenem, vermutlich vom russischen Geheimdienst FSB verübten Giftanschlag begonnen, den er 2020 nur knapp durch eine monatelange Behandlung in der Berliner Charité überlebte. Es ist die umfassende Geschichte seines Lebens: seine Jugend, seine Berufung zum Aktivisten, seine Ehe und Familie sowie sein Einsatz für Demokratie und Freiheit in Russland - einer Supermacht, die ihn unbedingt zum Schweigen bringen wollte. Mit spannenden Details, einschließlich bislang unveröffentlichter Aufzeichnungen aus dem Gefängnis, schildert Nawalny seinen politischen Werdegang, die zahlreichen Anschläge auf ihn und seine Vertrauten und die hartnäckigen Kampagnen, die er und sein Team gegen das zunehmend diktatorische Regime zu führen wagten. Laut offiziellen russischen Angaben starb der zuletzt inhaftierte 47-Jährige im Februar 2024 eines natürlichen Todes. "Am Ende haben sie Alexej Nawalny wahrscheinlich doch noch mit Gift getötet", meinen jedoch Mediziner mit Berufung auf geleakte Dokumente russischer Ermittlungsbehörden. Allein gegen die Staatsmacht - Repressionen gegen russische Kunstschaffende: Für ihre subtile Antikriegskunstaktion wurde sie im November 2023 zu sieben Jahren Haft verurteilt: Sasha Skochilenko soll in einem russischen Supermarkt Preisschilder durch Antikriegsbotschaften ersetzt haben. Ein ungewöhnlich hartes Urteil - und doch steht die 34 -jährige Künstlerin, Musikerin und Journalistin damit nicht allein da. Die Liste verfolgter Künstler:innen sowie Aktivistinnen und Aktivisten ist erschreckend lang, ihre Schicksale sind erschütternd. Skochilenko kam im Sommer 2024 im Zuge eines Gefangenenaustauschs frei. Doch sich in Russland gegen den Angriffskrieg in der Ukraine oder gar gegen die aktuelle russische Regierung auszusprechen und sich zu engagieren, ist für alle eine existenzielle Gefahr. Es drohen drakonische Strafen, Jahre in Gefängnissen oder Strafkolonien. Die Schicksale von Kunstschaffenden in Haft sind Anlass für das Symposium "As long as it may take", das der Verein "artmov" zur Förderung ku ̈nstlerischer Mobilität und geistigen Austauschs zwischen Russland, Belarus und dem westlichen Europa gemeinsam mit dem Wiener Belvedere organisiert. Russische Intellektuelle hegen wenig Hoffnung auf eine positive Veränderung unter Putins Regime, so auch Menschenrechtsaktivistin und Kulturwissenschafterin Irina Scherbakowa. Das Verhältnis des kritischen Kunstschaffens zur russischen Staatsmacht beleuchtet Katja Gasser im Gespräch mit der Friedensnobelpreisträgerin, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ihr Land verlassen hat. Der größte Datenklau der Geschichte - KI, die Kunst und das Urheberrecht: Im englischen Sprachraum existieren bereits 50.000 Hörbücher, die von Stimmen eingelesen wurden, die eine künstliche Intelligenz generiert hat. Aber nicht nur die Literatur ist betroffen: Generative KI-Systeme komponieren Klaviersonaten in Sekundenschnelle, Programme erzeugen mithilfe von KI Bilder jeden gewünschten Stils. Damit die großen, vor allem US-amerikanischen und asiatischen Datenkonzerne solche Ergebnisse liefern können, benötigen sie für das Training ihrer KI-Systeme Unmengen an Daten. Und die holen sie sich aus dem Internet, ohne dafür zu bezahlen, obwohl es sich dabei auch um lizenzpflichtige Werke wie Fotos, Gemälde, Musikstücke oder literarische Texte handelt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels spricht vom größten Datenklau der Geschichte. Dagegen treten jetzt die österreichische und deutsche Initiative Urheberrecht mit einem aktuellen Gutachten an, das zu dem Schluss kommt, KI- Training sei eine Urheberrechtsverletzung. Gefordert wird u. a. eine Direktvergütung an Kunstschaffende, mit deren Werken die Datenkonzerne viel Geld verdienen. Am 14. November will die österreichische Initiative Urheberrecht jedenfalls einen Gesetzesvorschlag dazu präsentieren. Außerdem geht der "kulturMontag" der Frage nach, ob die Kunst ein Terrain ist, auf dem ausschließlich der menschliche Geist überzeugende Ergebnisse liefern kann. Noch sei das so, geben sogar eingefleischte Tech-Gläubige zu. Zu Worte kommen: Karin Schmidt-Friderichs (Vorsitzende Börsenverein des Deutschen Buchhandels), Gerhard Ruiss (Autor und Präsident Initiative Urheberrecht Österreich), Matthias Hornschuh (Musiker und Sprecher Initiative Urheberrecht Deutschland), Ramin Hasani (CEO des KI-System -Anbieters "Liquid AI") und Gabriele Mazzini (Autor des neuen EU-AI- Acts, der ersten europaweiten gesetzlichen Regelung für den Einsatz von künstlicher Intelligenz). Dokumentation "Dieser Film ist ein Geschenk" (23.30 Uhr) Daniel Spoerri war einer der bedeutendsten Vertreter der Objektkunst, Mitbegründer der Künstlergruppierung Nouveau Réalisme und gilt als Erfinder der Eat-Art. Am 6. November ist der Schweizer Avantgardist mit rumänischen Wurzeln im Alter von 94 Jahren in Wien gestorben. Der ORF erinnert an den vielseitigen Künstler mit der Dokumentation von Anja Salomonowitz, die anlässlich seines 90. Geburtstags entstanden ist. Puppenköpfe, Porzellanherzen, Werkzeuge, Gläser, Kochlöffel, Kämme: Das ist nur ein Auszug aus jenen Alltagsgegenständen, die Daniel Spoerri sammelte, in Schalen und Schachteln hortete, bevor er sie in neuen Zusammenhängen zum Kunstwerk arrangierte und damit ein Stück Alltagswirklichkeit einfing. Fasziniert von diesem Festhalten des Prozesshaften, vom Zyklus von Leben und Tod, arbeitete der Künstler täglich im Wiener Atelier an seinen Objekt-Kompositionen. Mit dem Dokumentarfilm "Dieser Film ist ein Geschenk" antwortet die Filmemacherin Anja Salomonowitz auf eines dieser Kunstwerke, dessen Zentrum ein Porzellanherz, das im Besitz ihres verstorbenen Vaters war, bildet. Ihre filmische Widmung ist jedoch weit mehr als eine Künstlerbiografie. Vielmehr schenkt sie dem Publikum neue Sichtweisen auf Erinnerung und die damit verbundenen, oft alltäglichen, Gegenstände. So kann in der Verarbeitung des Todes ein Kochlöffel traurig machen und tröstend zugleich sein. Die Doku findet eine Sprache für die Gleichzeitigkeit dieser beiden Pole und erzählt davon, wie nahe sie im Leben beieinander liegen. Unerwartet und beglückend sind die Wege, die Salomonowitz freilegt, wenn sie lustvoll die bekannten Pfade des Erzählens verlässt und eingeübte Sehgewohnheiten spielerisch hinterfragt. In der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart erzählt der Film zugleich ein Stück europäischer Zeitgeschichte und blickt - als Verlängerung unseres Gedächtnisses - nach vorne: Es ist Salomonowitz' damals zehnjähriger Sohn Oskar, der Lebenserinnerungen des in Rumänien geborenen Künstlers rezitiert - von der traumatischen Kindheit als Sohn eines jüdischen Vaters, der nur knapp dem Holocaust entging, bis zur Zuflucht als Jugendlicher in der Schweiz. Oskar wird aber auch als Spoerris Gegenüber in Szene und in Dialog gesetzt: Denn alles erzählt sich weiter, setzt sich immer wieder auf überraschende Weise neu zusammen. Oskar Salomonowitz ist 2020 verstorben.